Havanna, Stadt der Festivals

17. Juli 2010

Die kubanische Hauptstadt ist zweifelsohne auch durch ihr sprudelndes Kulturleben bekannt geworden. Sie zieht und steckt damit unzählige Touristen an: Geniesser sowie Neugierige aus aller Herren Länder und Provinzen – Menschen von nah und fern, die unter anderem auch das Angebot an Festivals und Ausstellungen genüsslich auskosten wollen. Dazu bietet „Havanna, die im Meer badende Schöne“ eine hervorragende Grundlage.

Lasst uns etwas im Dezember verweilen und damit am Festival des Lateinamerikanischen Kinos, am Jazz-Festival Plaza und an der Internationalen Handwerksmesse. Jeder Anlass ist geprägt von höchster Eigenart und wird ausgesprochen attraktiv gestaltet, damit sich Cineasten, Musiker sowie Künstler der Plastik und des einheimischen Handwerks ihr Stelldichein in angemessenem Rahmen geben können. Selbstverständlich finden sich an diesen Anlässen immer „Kollegen“ und Freunde aus den hintersten und unvorstellbarsten Winkeln wieder. Damit aber noch lange nicht genug! Wer solche Anlässe, die sich nicht selten zu Grossereignissen entwickeln, konsequent und genussvoll miterlebt, stellt bald fest, dass sich das Publikum nicht nur an Filmen, Theater oder Ausstellungen ergötzt , sondern mit gleich starker Intensität nach Festivitäten lechzt . Festen, die an immer gleich bleibenden Orten mit Atomuhr-würdiger Regelmässigkeit die Zeit zwischen den einzelnen kulturellen Sequenzen überbrücken.

Einer dieser Treffpunkte ist die Fortaleza de la Cabaña, ein altes spanisches Schloss. Hier, am Sitz der Internationalen Handwerksmesse (FIART, Feria inernacional de artesania) strömt das Publikum zu Folklorekonzerten zusammen, an denen auf grossflächigen Parketten „tanzbare Musik“ für all jene durch die Luft vibriert, die, wie man auch auf Kuba als Redewendung sagt, das „Tanzbein schwingen wollen“. Die kubanische Leidenschaft: der Tanz! Dazu gehört traditionsgemäss das die Zunge anregende und die Kehle kitzelnde Konsumieren eines Glases Rum, das genüssliche In-Rauch-Verwandeln einer überdimensionierten Zigarre sowie – last but never least – der höfliche Flirt mit einer schönen Dame! Es handelt sich hierbei um die typischen Grundelemente der bewährten kubanischen Gesellschaftskultur. Wobei nicht vergessen oder unterlassen werden darf, ständig etwas (Belangloses) vor sich hin zu trällern oder zu möhnen, ohne gleich Gefahr zu laufen, poetisch oder musikalisch gewertet zu werden, vor allem wenn sich mehr als drei Personen im engsten Umfeld befinden – auf Kuba die Urform des animierenden Airconditionings seit eh und je.

An diesen Anlässen und Festivitäten trifft man mit auffallender Regelmässigkeit auch Europäer. Ob Kritiker oder nicht, stellen sie fest, dass die kubanische Kultur tief in der Bevölkerung verwurzelt ist und dass sie ihren ganz besonderen Stempel trägt, mitgeformt von europäischen, afrikanischen oder karibischen Einflüssen.

Alfredo Guevara, Präsident des Kinofestivals und bekannter kubanischer Intellektueller, erinnerte in seiner Eröffnungsrede daran, dass Kuba ein belagertes Land sei und deshalb viele Filmproduzenten aus vielen Ländern daran gehindert werden, ihre Werke zu entsenden und vorzuführen. Vor allem Nordamerikanern und unzähligen anderen Schikanierten aus dem lateinamerikanischen Raum bis ans Ende der Welt wird nicht erlaubt, an diesem ‚Fest des Geistes’ teilzunehmen.

Dazu führte er aus: „Wir werden abgeblockt und isoliert, indem man sich entweder auf unsere Erfolge oder Misserfolge beruft. Es ist unwichtig, welcher Argumente man sich bedient; denn alles kann verformt und neu geformt werden durch die Kommunikationsträger, die Interessengemeinschaften, die Masslosigkeit und Motivationen, welche sich irgendwo verschlingen und finden, ob bei Freund oder Feind, sich aber schlussendlich doch nicht ausstehen können. Logischerweise müssen wir akzeptieren, dass es sie schaudert und sie die Perspektive mit Entsetzen erfüllt, zusehen zu müssen, wie der Sozialismus, der trotz aller Versuche nie ideale Wirklichkeit wurde, Signale einer Erweckung aussenden kann, wenigstens durch seine versöhnende und rein menschlich verbindende Etikette!“

Ein europäischer Tourist, der ungenannt bleiben möchte, versicherte mir beim Verlassen der Eröffnungsfeier, dass er schon mehrmals nach Kuba gekommen sei, angezogen von der Bevölkerung, der Kultur, hauptsächlich aber der Musik, der Filmproduktionen und der Tänze. Er stelle nach der Rede von Alfredo Guevara fest, was er von früher her bereits wusste:

„Kuba ist ein Bollwerk der Kultur in diesem Teil der Welt!“

Autor: Marco Antonio Martinez Cabrerizo

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